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Als Geburtstag des Rallyesports - und eigentlich des gesamten Motorsports - gilt der 22. Juli 1894, an dem zwischen Paris und Rouen die allererste "Vergleichsfahrt für pferdelose Wagen" stattfand. Jahrzehnte lang dominierten die Langstreckenveranstaltungen, standen doch etliche Auto-Generationen unter dem geforderten Zuverlässigkeitszwang.
Die für damalige Gründerjahre höchst berüchtigte "Rallye Peking - Paris 1907" oder der heute noch existente Klassiker "Rallye Monte Carlo 1911" setzten wahnwitzige Maßstäbe und beinhalteten häufig die Herausforderungen einer kompletten Meisterschaft. Aus Deutschland waren Fahrer wie Rittmeister Julius Beutler aus Berlin (Monte-Sieger 1912) oder die schnellen Schwaben Walter Schock (Monte-Sieger 1960) und Eugen Böhringer (Europameister 1962) erfolgreich.
Bis 1973 hatten sich die Rallye-Cracks mehr auf die Europameisterschaft (Fahrer) und die Internationale Marken-Meisterschaft konzentriert - zu der seiner Zeit natürlich schon Klassiker wie die Monte Carlo, die East African Safari, die Akropolis, die 1000-Seen-Rallye, die San Remo oder die RAC-Rally of Great Britain zählten.
Der deutsche Beitrag zu dieser internationalen Meisterschaft war 1972 übrigens die Olympia-Rallye Kiel-München mit den Gesamtsiegern Jean-Pierre Nicolas (heutiger Peugeot-Teamchef) und Beifahrer Jean Todt (heutiger Ferrari-Sportchef) auf Alpine-Renault A110.
Nach der Einführung der Rallye-Marken-WM 1973 fühlten sich die Fahrer persönlich mehr und mehr unter Wert verkauft, so dass der FIA-Motorsportweltverband 1978 zuerst einen eigenen Fahrer-Pokal und 1979 dann die heutige Fahrer-Weltmeisterschaft kreierte. 1978 gewann der Finne Markku Alén vor Jean-Pierre Nicolas (F), Walter Röhrl (D) und Hannu Mikkola (FIN) den "FIA Cup für Rallyefahrer", aber erst der Schwede Björn Waldegaard kürte sich im Folgejahr zum ersten World Champion der Neuzeit.
Auch die ausgeschriebenen Titel änderten sich zahlreiche Veränderungen beeinflussten in den vergangenen 30 Jahren das Championat, manche Schwerpunkte verschoben sich. So zählten die WM-Läufe seit 1979 zumeist für beide Championate (Fahrer und Marken).
Seither ist in der Rallye-WM kaum etwas so geblieben wie es einst war. Von 1973 bis ungefähr 1986 setzten sich die einzelnen Veranstaltungen aus 40 bis 45, manchmal sogar mehr als 50 Wertungsprüfungen (WP) zusammen. Die Länge der einzelnen WP betrug zumeist zwischen 30 und 50 Kilometer, einzelne gingen sogar über 100 und mehr Kilometer.
Aus deutscher Sicht drückten Fahrer wie der zweifache Rallye-Weltmeister Walter Röhrl aus Regensburg (Monte-Sieger 1980, 1982, 1983, 1984) ihren Rallye-Epochen ihre ganz persönlichen Stempel auf.
1993 führte die FIA etwa die parallele Serie für Zweiliter-Zweiradler (Formel2-WM) ein. Die Entscheidung führte dazu, dass zwischen 1994 und 1996 die drei Titel in der Marken-, Fahrer- und Formel2-WM zwischen den Weltmeisterschaftsveranstaltungen in diversen Kombinationen rotierten. Unter dem Strich eine Fülle von WM-Varianten, die die Rallye-Szene immer wieder neu belebten.
Durch die starke Kürzung bzw. Straffung der Veranstaltungen wurde etwa die legendäre Nacht der langen Messer der Rallye Monte Carlo ersatzlos gestrichen. Das ständig geänderte technische Reglement sowie das moderne Service-System schränken die Reifenhersteller immer stärker ein. Statt Pneus auf die Anforderungen einzelner Passagen abstimmen und nach jeder WP tauschen zu können, muss jeder Satz Reifen - der nur noch im Service-Park gewechselt werden darf - heute eine viel größere Bandbreite abdecken.
Während die Höhe auf einen Innendurchmesser von bis zu 18 Zoll wuchs, darf die Breite der Auflagefläche 220 Millimeter nicht überschreiten. Das Mindestgewicht ist auf 1230 Kg festgelegt. Die heutigen World Rally Cars (WRC) mit maximal 300 PS übertreffen die PS-Anzahl der 1973 eingesetzten Fahrzeuge um beinahe das Doppelte.
Die heutige Rallye-WM existiert seit 1997 mit 14 einzelnen Läufen, die grundsätzlich alle zum Fahrer- und Marken-Championat zählen. Zusätzlich werden diese 14 WM-Runden seit 2002 wechselweise auch zur FIA-Junior-WM (6 Läufe) oder FIA-Produktionswagen-WM (Gruppe N, 8 Läufe) gerechnet.
2002 wurde die ADAC-Rallye-Deutschland erstmals als Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft in und um Trier durchgeführt. Sie wurde gewonnen von Sebastien Loeb in einem Citroen. Auch 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2008 und 2010 gewann der Elsässer Loeb die Deutschland-Rallye. |
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